Die Veröffentlichung der Dokuserie “Alexander der Große – Wie er ein Gott wurde” auf Netflix hat nicht nur die Zuschauer in ihren Bann gezogen, sondern auch eine Welle der Kritik in Griechenland ausgelöst.
Die Serie, die eine Mischung aus Experteninterviews und Spielszenen bietet, wurde von einigen als historisch ungenau und inhaltlich schwach kritisiert. Insbesondere das Verhältnis zwischen Alexander und seinem Leibwächter Hephaistion sorgt für Kontroversen, da es als homosexuelle Beziehung dargestellt wird.
Die griechische Kulturministerin Lina Mendoni äußerte sich öffentlich und bezeichnete das Format als “Fiktion von extrem schlechter Qualität”. Sie kritisierte die Serie als “inhaltsarm und voller historischer Ungenauigkeiten”, was zu einem hitzigen politischen Diskurs in Griechenland führte. Insbesondere die Darstellung von Alexander und Hephaistion als Liebespaar wurde von einigen Politikern und Medienvertretern als “unterschwellige Propaganda” kritisiert, die eine falsche Vorstellung von der Akzeptanz von Homosexualität in der Antike vermitteln würde.
Die Serie zeigt Alexander der Große in einer Szene, wie er während des Badens seinen Jugendfreund leidenschaftlich küsst. Diese Darstellung hat zu einer breiten Empörung geführt, wobei einige konservative Kritiker Netflix vorwerfen, historische Figuren für eine “woke Agenda” zu instrumentalisieren und die Serie als Teil einer breiteren politischen Agenda zu betrachten.
Die Diskussion über die historische Genauigkeit der Serie spiegelt auch die breitere Debatte über Alexanders Sexualität in der Geschichtswissenschaft wider. Historiker sind uneins darüber, ob Alexander tatsächlich homosexuelle Beziehungen hatte, da Begriffe wie Heterosexualität und Homosexualität in der Antike nicht existierten und sexuelle Präferenzen anders interpretiert wurden.
Trotz der Kritik hat die griechische Regierung beschlossen, die Serie nicht zu verbieten, und betont die Freiheit der Kunst. Kulturministerin Mendoni verteidigte diese Entscheidung und wies darauf hin, dass die Interpretation von historischen Figuren und Ereignissen nicht allein durch moderne Maßstäbe erfolgen könne.
Traurig, dass man so urteilt und dass immer noch “Homosexualität” als etwas Negatives angesehen wird und das sogar von einer europäischen Regierung. Schön wäre es, wenn auch hier die Interpretation in die Zeiten der griechischen Antike zurückgehen würde und man dies einfach als Tatbestand hinnehmen würde und es keiner Art von Diskussion bedürfen müsse.
Es ist bedauerlich, dass immer noch solche Äußerungen getätigt werden, die offensichtlich von Ignoranz und Vorurteilen geprägt sind. Die Darstellung von Homosexualität in der Antike ist ein Thema, das von Historikern seit langem erforscht wird.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Vorstellung von Sexualität und Beziehungen in der Antike sehr unterschiedlich war als heute. Die heutigen Begriffe von Heterosexualität und Homosexualität lassen sich nicht einfach auf vergangene Zeiten übertragen. In der antiken griechischen Gesellschaft waren verschiedene Formen von Beziehungen und sexuellen Praktiken durchaus akzeptiert und wurden nicht mit denselben Vorurteilen und Stigmatisierungen belegt wie heute.
Die Dokuserie “Alexander der Große: Wie er ein Gott wurde” soll nicht nur historische Fakten darstellen, sondern auch ein breiteres Verständnis für die Vielfalt menschlicher Beziehungen fördern. Es ist wichtig, dass wir uns von engstirnigen Vorstellungen lösen und anerkennen, dass die Vielfalt der menschlichen Sexualität und Beziehungen ein natürlicher Bestandteil unserer Geschichte und Gesellschaft ist.
Statt solche Darstellungen zu verurteilen, sollten wir offen für eine differenzierte Betrachtung der Vergangenheit sein und anerkennen, dass die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Beziehungen ein wesentlicher Teil der menschlichen Geschichte ist.
In der Tat war die antike griechische Gesellschaft in Bezug auf Sexualität vielschichtig, und verschiedene Formen von gleichgeschlechtlicher Liebe wurden in verschiedenen Kontexten akzeptiert. Alexander der Große selbst war eine der bedeutendsten Figuren der Antike, dessen Errungenschaften und Persönlichkeit bis heute faszinieren und kontrovers diskutiert werden.
Obwohl die Serie “Alexander der Große: Wie er ein Gott wurde” zweifellos zur Debatte über historische Genauigkeit und Interpretation beigetragen hat, bleibt sie ein fesselndes Stück Unterhaltung, das die Zuschauer dazu anregt, sich mit der komplexen Figur des makedonischen Eroberers auseinanderzusetzen. Die Serie bietet die Möglichkeit, über historische Fakten zu reflektieren und verschiedene Perspektiven auf ein komplexes historisches Thema einzunehmen.
Ähnliche Diskussionen gab es auch schon bei dem Film 300 – wir berichteten.