Ein Kämpfer im Judo und im Leben
Ein Kämpfer im Judo und im Leben – Timo Cavelius
Cavelius ist der erste offen schwule Judoka, der bei Olympia teilnimmt. Der aus Hof stammende Sportler kämpft seit 2016 in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm. Der 28-Jährige hatte 2020 sein Coming-out in der Nationalmannschaft – seine Familie hatte er schon 2012 gesagt, dass er schwul ist.
Neben seinen sportlichen Erfolgen ist Timo auch für sein Coming-out bekannt. Vor vier Jahren bekannte er sich ohne Skandale oder größere Probleme zu seiner Homosexualität. Diese Offenheit macht ihn zu einer Ausnahme im Spitzensport, der oft als homophob gilt.
Der Fokus auf den Sport
Timo legt großen Wert darauf, dass seine sportlichen Leistungen im Vordergrund stehen. Medienberichte konzentrieren sich meist auf seine Erfolge und Rückschläge, während sein Privatleben selten thematisiert wird. Eine Boulevardzeitung wollte einst eine große Story über seine Sexualität machen, ließ jedoch davon ab, als Timo keine schockierende Geschichte zu erzählen hatte.
Das Coming-out: Eine persönliche Reise
Wie viele andere schwule Jugendliche hatte Timo zunächst Schwierigkeiten, seine Sexualität zu akzeptieren. Mit 13 Jahren erkannte er, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, und es dauerte zwei Jahre, bis er sich damit abfand. In München, wohin er mit 15 Jahren zog, um sich auf den Sport zu konzentrieren, hatte er erstmals die Möglichkeit, sich auch privat mit Jungs zu treffen. Diese Erfahrungen halfen ihm, seine Sexualität zu akzeptieren und offen mit Freundinnen und Familie darüber zu sprechen.
Angst im Team
Obwohl Timo privat schon offen war, dauerte es länger, bis er sich auch vor seinen Mannschaftskollegen outete. Die Nähe und körperliche Intensität im Judo machten ihm Sorgen, dass er nicht mehr ernst genommen würde. Als Gerüchte über seine Sexualität aufkamen, spürte er großen Druck, da er neben dem Abitur und sportlichen Höchstleistungen auch noch dieses Geheimnis mit sich herumtrug.
Der entscheidende Moment
Ein Gespräch mit der Sportpsychologin war ein Schlüsselerlebnis für Timo. Sie machte ihm klar, dass die Entscheidung, sich zu outen, ganz bei ihm lag. Dieses Gespräch gab ihm den Mut, sein Coming-out öffentlich zu machen. Er postete auf Facebook und räumte mit den Gerüchten auf. Die Reaktionen seiner Teamkollegen waren positiv, und die anfänglichen Bedenken verflogen schnell.
Weiter nach dem Coming-out
Nach dem Coming-out musste Timo sich erst daran gewöhnen, dass seine Sexualität kein Thema im Team war. Die anderen akzeptierten ihn so, wie er war, und das Thema war schnell erledigt.
Timos Rolle im Nationalteam
Im Ausland spielt Timos Sexualität für ihn keine Rolle. Er passt sich den lokalen Gegebenheiten an und fokussiert sich auf den Sport. Er sieht es nicht als seine Aufgabe an, eine bestimmte Botschaft zu verbreiten, sondern möchte durch seine sportlichen Leistungen überzeugen.
Selbstbewusstsein und Stärke
Timo glaubt, dass seine Erfahrungen ihn stärker gemacht haben. Neben dem Sport ist er Mitglied der Spitzensport-Förderung der Bayerischen Polizei und übernimmt auch dort Verantwortung. Seine Lebensphilosophie ist klar: Homophobie hat keinen Platz, weder im Sport noch anderswo.
Fazit
Timo Cavelius ist nicht nur ein herausragender Sportler, sondern auch ein Vorbild in Sachen Selbstakzeptanz und Mut. Er zeigt, dass persönliche Herausforderungen gemeistert werden können und Homophobie im heutigen Profisport keinen Platz mehr hat. Mehr zum Thema Schwul bei Olympia