Die Homophobie in der Boxengasse: Wie Ignoranz im 21. Jahrhundert immer noch auf Pole Position fährt
Es gibt sie immer noch: die Ewiggestrigen, die felsenfest glauben, dass Männer, die Männer lieben, nicht in “richtige” Männersportarten gehören. Man könnte meinen, dass wir im Jahr 2024 endlich über diesen Unsinn hinweg wären, aber Ralf Schumachers kürzliches Coming-out zeigt, dass das nicht ganz der Fall ist.
»Das schönste im Leben ist wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat mit dem man alles teilen kann 🙏«,
schrieb der frühere Formel-1-Star Ralf Schumacher auf Instagram und postete ein romantisches Bild, auf dem er und sein Partner bei Sonnenuntergang aufs Wasser blicken. Innerhalb von zwei Stunden hatte der Post über 85.000 Likes gesammelt – ein deutliches Zeichen dafür, dass die meisten Menschen Liebe feiern, egal wie sie aussieht.
Aber halt, nicht so schnell. Bevor wir uns zu sehr in die Illusion wiegen, dass die Welt endlich aufgeklärt ist, lohnt es sich, einen Blick auf die Kommentare und Reaktionen zu werfen. Während Accounts wie skysportformel1, sport1news und dtm.official die frohe Botschaft feierten und Carmen Geiss sogar einen eigenen Post widmete, in dem sie Schumachers Mut und seine wahre Identität lobte, gibt es immer noch jene, die glauben, Schwule und Motorsport passen nicht zusammen.
Ja, richtig gehört. Da draußen gibt es immer noch Leute, die denken, dass nur Heteros in schnellen Autos sitzen dürfen. Dass nur Männer, die Frauen lieben, sich mit quietschenden Reifen in Kurven legen und die Ziellinie überqueren können. Es ist fast so, als ob Homosexualität irgendwie die Fähigkeit beeinträchtigt, das Gaspedal zu drücken oder schnelle Rundenzeiten zu fahren.
Ralf Schumacher ist nicht nur ein ehemaliger Formel-1-Fahrer, sondern auch ein angesehener TV-Experte für Sky, der die Motorsport-Königsklasse jedes Jahr auf ihrer Welttournee begleitet. Und doch gibt es immer noch Ignoranten, die meinen, seine sexuelle Orientierung mache ihn weniger fähig, in dieser Welt zu bestehen.
Was sagt das über uns aus? Während wir uns über Fortschritte freuen, zeigt es auch, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Es ist an der Zeit, die veralteten Klischees über Bord zu werfen und zu akzeptieren, dass Liebe Liebe ist – egal, ob sie in einer Boxengasse, auf einer Rennstrecke oder sonst irgendwo auf der Welt stattfindet.
Also, an all die Ewiggestrigen da draußen: Schaut euch Ralf Schumachers Post an, lest die tausenden positiven Kommentare und versucht einmal, die Liebe zu sehen, die dahintersteckt. Vielleicht merkt ihr dann, dass die Welt nicht untergeht, nur weil ein ehemaliger Formel-1-Fahrer sich als schwul outet. Im Gegenteil, sie wird ein bisschen besser und ein bisschen liebevoller – und das kann nie eine schlechte Sache sein.
Ein Rückblick auf das Outing von Ralf Schumacher
Von Oktober 2001 bis Februar 2015 galten sie als das Traumpaar der Motorsport-Welt: Cora und Ralf Schumacher. Ihre Ehe brachte einen gemeinsamen Sohn hervor, David Schumacher, der mittlerweile 22 Jahre alt ist. Doch das vermeintliche Glück war nicht von Dauer. Schon lange vor dem offiziellen Ende der Ehe im Jahr 2015 galt die Liebe als gescheitert. Als 2011 intime Bilder von Cora mit dem deutschen Rapper Marteria auftauchten, wurde deutlich, dass die Schumachers nur noch auf dem Papier ein Paar waren.
Nun, 13 Jahre später, sorgt Ralf Schumacher erneut für Schlagzeilen – diesmal mit einer Nachricht, die wohl die wenigsten erwartet hätten: Er ist wieder verliebt, und zwar in einen Mann. Seit zwei Jahren ist er mit einem Franzosen in einer Beziehung. Das Paar lebt abwechselnd in Südfrankreich und Südafrika. Mit seinem Instagram-Post hat Ralf Schumacher sein Versteckspiel beendet und sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt.
Die Schatten der Vergangenheit
Die Nachricht weckt auch Erinnerungen an die turbulente Zeit nach der Trennung von Cora Schumacher. Anfang des Jahres nahm Cora an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ teil und sprach dort über ihre Beziehung zu Ralf. Dabei ließ sie einige bemerkenswerte Andeutungen fallen, die in einem neuen Licht erscheinen, wenn man das heutige Wissen berücksichtigt.
Cora erwähnte, dass sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben habe, die sie daran hindere, über bestimmte Dinge zu sprechen. „Ich kann über einige Dinge nicht reden, weil ich eine Verschwiegenheitserklärung… Ich könnte, aber das ist es mir nicht wert. […] Mein Sohn ist mir alles wert,“ sagte sie. Was sie genau meinte, blieb unklar, doch man könnte spekulieren, dass sie vielleicht das Coming-out von Ralf nicht vorwegnehmen sollte. Dies ist jedoch nicht bestätigt und bleibt reine Spekulation.
Fragen und Andeutungen
Im Dschungelcamp äußerte Cora auch Zweifel an Ralfs Motivation für die Heirat. „Ich habe ihn aus Liebe geheiratet. Bei ihm bin ich mir da nicht ganz so sicher,“ sagte sie und warf damit Fragen auf, die bis heute unbeantwortet bleiben. Sie betonte jedoch, dass sie immer ehrlich zu ihm gewesen sei, was andersherum nicht immer der Fall gewesen sei. Auch sprach sie über verletzende Dinge, die während der Ehe gesagt wurden, ohne ins Detail zu gehen.
Ein neuer Abschnitt
Mit seinem Coming-out hat Ralf Schumacher einen neuen Abschnitt in seinem Leben begonnen. Die Öffentlichkeit und viele Prominente, darunter sein Rennfahrersohn David und zahlreiche Kollegen, haben ihm Unterstützung und Glückwünsche zugesandt. Das Versteckspiel hat ein Ende, und Ralf kann endlich offen zu seiner Liebe stehen.
Ralf Schumachers Schritt, sich zu outen, ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern auch ein Zeichen für mehr Offenheit und Akzeptanz in einer oft konservativen Welt des Motorsports. Es bleibt zu hoffen, dass seine mutige Entscheidung dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und den Weg für mehr Toleranz und Liebe zu ebnen – unabhängig davon, wen man liebt.