Dunja Hayali – Zwischen Mut, Hass und einem Kampf um Demokratie
Die Journalistin Dunja Hayali ist es gewohnt, polarisiert wahrgenommen zu werden. Doch was sie derzeit erlebt, sprengt alle Grenzen. Nach Äußerungen im Zusammenhang mit dem Tod des US-Rechtspopulisten Charlie Kirk rollt eine neue Welle des Hasses über sie hinweg. Was sich in den Kommentarspalten, in einschlägigen Telegram-Gruppen und auf rechten Krawallportalen wie Nius abspielt, zeigt eine erschreckende Dimension: Morddrohungen, Beleidigungen und hasserfüllte Fantasien.
„Wir werden dich noch hängen sehen“, heißt es in einer Nachricht. Andere schreiben, sie solle bald „dafür bezahlen“. Schlagzeilen wie „Der menschliche Abgrund der Dunja Hayali“ gießen zusätzlich Öl ins Feuer und machen die Journalistin einmal mehr zur Zielscheibe.
Hass als Prinzip – aber Demokratie lebt vom Streit
Dabei ist eine lebendige Demokratie ohne unterschiedliche Meinungen kaum vorstellbar. Es ist wichtig, dass Menschen diskutieren, streiten und auch Kritik äußern können. Doch die Grenze wird dort überschritten, wo aus Kritik Hetze wird, wo Worte zu Drohungen werden und wo sich Menschen zu Richtern über das Leben anderer aufschwingen.
Was wäre die Welt für ein trauriger Ort, wenn nur solche Stimmen laut wären – Menschen, die mit Gewaltandrohungen versuchen, eine freie Journalistin zum Schweigen zu bringen? Demokratie bedeutet Vielfalt. Sie lebt von Respekt, auch wenn man selbst eine andere Meinung vertritt. Morddrohungen und persönliche Beleidigungen haben darin keinen Platz.
Die Mütter dieser Menschen
Ein Gedanke, der sich dabei aufdrängt: Was müssen die Mütter dieser Hater nur über ihre Kinder denken? Zu wissen, dass der eigene Sohn oder die eigene Tochter im Internet wildfremde Menschen bedroht, beschimpft und mit Gewaltfantasien überzieht – das ist ein Spiegel, in den wohl kaum jemand gerne blickt. Man fragt sich, ob diese Menschen selbst je gelernt haben, dass Würde, Anstand und Menschlichkeit Grundwerte sind, die nicht verhandelbar sein dürfen.
Der innere Kampf der Hater
Wer zu solchen Worten greift, verrät damit oft mehr über sich selbst als über die Person, die er angreift. Wahrscheinlich führen viele dieser Menschen ihren eigenen inneren Kampf – gegen Frust, Unzufriedenheit, Einsamkeit. Statt ihre Energie konstruktiv zu nutzen, verwandeln sie sie in blinden Hass. Doch diese Form der Selbstentladung zerstört nicht nur die öffentliche Debatte, sie zeigt auch, dass diese Menschen eigentlich gar nicht in ein demokratisches System passen.
Dunja Hayali bleibt standhaft
Dunja Hayali lässt sich davon nicht einschüchtern. „Einen Maulkorb wird es nicht geben“, sagt die Hundeliebhaberin, die seit Jahren öffentlich gegen Hass im Netz Stellung bezieht. Sie steht damit für all jene, die nicht bereit sind, den öffentlichen Raum den Lautesten und Aggressivsten zu überlassen. Doch die anhaltende Flut von Hassbotschaften führt nun dazu, dass Hayali sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückzieht, um Abstand zu gewinnen und Kraft zu sammeln.
Ein Appell
Die aktuelle Hetzkampagne gegen Hayali ist mehr als ein persönlicher Angriff – sie ist ein Schlag gegen die Demokratie selbst. Denn wenn Journalist*innen in Angst leben müssen, weil sie ihre Meinung äußern, verlieren wir alle ein Stück Freiheit.
Es liegt an uns allen, nicht zu schweigen. Denn eine Gesellschaft, die Hasskommentaren freien Lauf lässt, macht sich mitschuldig daran, dass die Stimmen der Vernunft und des Respekts immer leiser werden.
Wer ist Dunja Hayali?
Dunja Hayali ist eine der bekanntesten Journalistinnen und Moderatorinnen des ZDF. Geboren 1974 in Datteln, als Tochter irakischer Eltern, steht sie seit vielen Jahren für eine klare Haltung, wenn es um Demokratie, Meinungsfreiheit und Vielfalt geht. Bekannt wurde sie durch ihre Arbeit beim „ZDF-Morgenmagazin“, später auch als Moderatorin von „heute journal“-Ausgaben und zahlreichen gesellschaftspolitischen Talk-Formaten.
Hayali ist nicht nur Journalistin, sondern auch Buchautorin und engagierte Streiterin gegen Rassismus und Hetze im Netz. Für ihr couragiertes Auftreten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den Goldenen Kamera Preis für Zivilcourage.
Zudem lebt Dunja Hayali offen lesbisch. Sie geht mit diesem Teil ihrer Identität genauso selbstverständlich um wie mit ihrer beruflichen Haltung – und zeigt damit, dass Sichtbarkeit in einer vielfältigen Gesellschaft wichtig ist.
Trotz wiederholter Anfeindungen bleibt sie ihrer Linie treu: Den Dialog suchen, Haltung zeigen und deutlich machen, dass eine offene Gesellschaft von Respekt lebt.